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Bestandserhebung Service Learning (abgeschlossen)

Im Auftrag von mehrwert – Agentur für Soziales Lernen gGmbH (Stuttgart) und mit Förderung der Robert Bosch Stiftung im Programm „Do it!“ wurde an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg eine erste Bestandsanalyse zur Entwicklung von Service Learning an Hochschulen in Deutschland vorgelegt. Konkret wurden eine standardisierte Online-Befragung, qualitative Fallstudien und ergänzende Interviews mit ausgewiesenen Experten zum Thema Service Learning an Hochschulen in Deutschland durchgeführt. Die Ergebnisse der Untersuchung stellen die quantitative Bedeutung von Service Learning an Hochschulen in Deutschland dar und geben detaillierte Einblicke in die Entwicklung und Verbreitung dieses Lehr- und Lernkonzepts in vier exemplarisch ausgewählten Hochschulen, die Service Learning in spezifischer Art und Weise vor dem Hintergrund ihrer jeweiligen Erfahrungen, Vorstellungen und Erwartungen praktizieren.

 

Die quantitative Untersuchung ergab, dass im Jahr 2011 rund 15% aller Hochschulen in Deutschland, das sind 56, Veranstaltungen anbieten, die sie mit dem Begriff Service Learning verbinden. Davon machen 35 Hochschulen und somit etwa 10% aller deutschen Hochschulen konkrete Angaben zur Umsetzung ihrer Service Learning-Aktivitäten:

  • In 25 Hochschulen wurde Service Learning von einzelnen engagierten Lehrstuhlinhabern und wissenschaftlichen Mitarbeitern initiiert;
  • Service Learning findet insbesondere in den Geistes- und Sozialwissenschaften (14 = 40%) sowie in den Wirtschaftswissenschaften (12 = 34%) statt;
  • in mehr als der Hälfte der Fälle (20 = 57%) erstrecken sich die Service Learning-Aktivitäten über eine Dauer von 4 bis 6 Monaten.  

 

Die quantitative Erhebung zeigt, dass die mit Service Learning verfolgten Ziele vor allem auf die Kompetenzerweiterung, den Theorie-Praxis-Transfer sowie das zivilgesellschaftliche Handeln von Studierenden abzielen. Aus Sicht von Hochschulleitungen trägt Service Learning zudem zur Profilbildung von Hochschulen bei.

 

In vier vertiefenden Fallstudien kommen die Pluralität der Vorstellungen und die unterschiedlichen Entwicklungspfade von Service Learning an deutschen Hochschulen zum Ausdruck. Anhand der Fallstudien lässt sich festhalten, dass an keiner der befragten Hochschulen Service Learning eine (kulturelle) Selbstverständlichkeit und hochschulweit bekannt ist. Im Hinblick auf die Einführung und Entwicklung von Service Learning wird deutlich, dass Service Learning in Hochschulen dauerhaft nicht allein von „außen“ und von „oben“ implementiert werden kann, sondern dass Service Learning insbesondere dann seine Potentiale entfaltet, wenn es innerhalb von Hochschulen diffundiert. Unter diesen Bedingungen erfordert Service Learning auch keinen hohen finanziellen Zusatzbedarf, sondern vor allem Überzeugungsfähigkeit und Durchsetzungsmacht.

 

Die erste empirische Studie zu Service Learning an Hochschulen in Deutschland verdeutlicht den Bedarf an empirischer Forschung über die Entwicklung von Service Learning sowie eine theoriegeleitete Auseinandersetzung mit Service Learning als Lehr- und Lernkonzept.